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Geschichte

Ein Strassendorf mit speziellem Charme und sieben schmucken Weilern

BärenplatzFlawil liegt im unteren Teil des Toggenburgs, eingebettet in eine hügelige Landschaft, die dem Alpsteinmassiv vorgelagert ist. Die Gemeinde grenzt an Oberuzwil, Oberbüren, Gossau, Herisau AR und Degersheim. Der Siedlungsschwerpunkt der 1145 Hektaren umfassenden Gemeinde mit über 10‘000 Einwohnern liegt im Dorf. Zu Flawil gehören die sieben Weiler Oberglatt, Burgau, Egg, Alterschwil, Langenentschwil, Grobenentschwil und Raaschberg. Der tiefste Punkt ist 545 Meter über Meer an der Glatt bei Blattburg, der höchste Punkt 810 Meter über Meer oberhalb Alterschwil. Keine andere Gemeinde im Kanton St. Gallen weist so viele charakteristische Siedlungsformen auf. Sie sind alle von der Landschaft mitgeprägt und gegenüber Neubauten oder baulichen Veränderungen äusserst empfindlich.

Spital EingangFlawil ist eines der ausgeprägtesten Strassendörfer im Kanton St.Gallen. Dabei bestand Flawil im 18. Jahrhundert erst aus wenigen Häusern. Ein Dorf im heutigen Sinne existierte nicht. Der Ausbau der Verkehrswege innerhalb des äbtischen Hoheitsgebietes mit der wichtigen Achse St.Gallen–Gossau–Toggenburg bahnte Veränderungen an. Die Etappen der Dorfwerdung sind noch heute deutlich ablesbar. Malerisches Zentrum von Flawil ist das Gupfenquartier, das in seiner heutigen Gestalt nach der Mitte des 18. Jahrhunderts entstand. Besonders repräsentativ sind das «Kommandantenhaus» und das «Kühnis»-Haus am Bärenplatz.

Entwicklung

Der wirtschaftliche Aufschwung ab 1850 führte dazu, dass innert weniger Jahrzehnte das Gelände auf beiden Seiten der Strasse Oberglatt-Dorf-Scheidweg mit Stickerhäusern, Gewerbebauten, Industriellenvillen und stattlichen Wohnhäusern überbaut wurde. Eine neue Dimension ergab sich durch die 1855 eröffnete Bahnlinie, die einen tangentialen Verlauf im Norden des gewachsenen Dorfes nimmt. Flawil wurde zu einem Industriedorf mit einigen bedeutenden Textilfabriken.

Nach 1920 folgte die Textilkrise mit einer empfindlichen Abnahme der Bevölkerung. Die konjunkturelle Neubelebung begann in den 1950er- und 1960er-Jahren. Grosse Baulandreserven ermöglichten Neuüberbauungen im Enzenbühl, auf der Meiersegg, an der Degersheimerstrasse und auf der Weidegg, im Schändrich, in der Glatthalde, am Landberg und in der Rudlen.

Namensgebung

RössliDie Gründungszeit und die Entstehungsgeschichte des Dorfes Flawil und seiner Weiler liegen im Dunkeln. In der Zeit nach 600 n. Chr. werden grössere alemannische Volksgruppen in die Gebiete südlich des Rheins eingewandert sein. Auf ihrer Landsuche dürften Bauernsippen die wenig zugänglichen, wohl menschenleeren Hügel- und Waldgegenden des Untertoggenburgs gegen 700 erreicht und sie nach Bedarf gerodet und besiedelt haben. Die spärlichen schriftlichen Quellen und Bodenfunde legen übereinstimmend diesen Schluss nahe. Vier alemannische Grabfunde, die ein Flawiler Antiquar 1893 nach Zürich verkauft hat, lassen die Vermutung zu, dass das Dorfgebiet um 700 besiedelt war. Der Fundort ist unbekannt. Ein weiteres Indiz liefert die Ortsnamenforschung: Die Endsilbe «-wilare», wie in Flawilare, bedeutet Hof, Hofgruppe, Siedlung. Solche «-wil»-Namen, zumeist mit Personennamen verbunden, bilden im Gebiet die wichtigste Namensform für Siedlungen aus dem 8. bis 11. Jahrhundert. Sie gehören in die Gruppe der älteren, nicht aber der ältesten alemannischen Ortsnamen. «Fla-» ist von einem Namen abgeleitet, der nicht sicher bestimmt werden kann.

Bräuche

Lägelisnacht

Die alljährlich am Dienstagabend nach Otmar stattfindende Lägelisnacht basiert auf der Legende des Abtes Otmar von St.Gallen, der im Jahre 759 nach seinem Tode von der Insel nach St.Gallen überführt wurde. Zu diesem Anlass fahren die Flawiler Kinder mit Leiterwagen einen Umzug durch das Dorf. Die Wagen sind mit kunstvoll geschnitzten und von innen mit Kerzen beleuchteten Räbenlichtern und Kürbissen geschmückt.

Chratzbörschte

Am Schmutzigen Donnerstag um «elf ab siebni» (19.11 Uhr) wird vom Narrenrat der Wanderpreis Chratzbörschte an einen Flawiler Bürger verliehen. Der Gewinner hat im vergangenen Jahr durch eine lustige Peinlichkeit einen Ruhm erlangt, der an der Fasnacht entsprechend ausgekostet wird. Anschliessend findet die Beizenfasnacht statt, an der Guggenmusiken durch die Restaurants ziehen und die Bevölkerung zu ausgelassenem Feiern animieren.