Sehenswürdigkeiten

Beim Dorfrundgang findet man reich bemalte Häuser, deren erste urkundliche Erwähnung bereits auf das Jahr 1318 zurückgehen. Die Häuser rund um den Bärenbrunnen sind vermutlich der älteste Kern Flawils. Ein Teil der Gebäude hat die Zeit überdauert und erstrahlt in prachtvollem Glanz. Ein Besuch wert sind aber auch die Weiler Burgau und Oberglatt, welche östlich an das Dorf Flawil angrenzen. Einblick in die Geschichte von Flawil gewährt das Ortsmuseum Lindengut.

Porträt Burgau

Burgau hat eine ganz eigene, da und dort etwas altertümlich anmutende Weiler-Atmosphäre, wie sie in anderen Orten nur noch selten, wenn überhaupt, zu spüren ist. Burgau ist einer der sieben Weiler der Politischen Gemeinde Flawil. Der historische Weiler ist ein Schutzgebiet von nationaler Bedeutung.

Klein, aber oho

Zusammen mit Werdenberg im St.Galler Rheintal zeigt Burgau noch die einzige Gruppe historischer Holzbauten, die geschlossen in Erscheinung tritt. Historisch betrachtet hat der beschauliche Weiler Burgau, wie auch Flawil, keine besonders aktive Rolle gespielt. Wenn sich die Grafen und Fürstäbte nicht gerade aus strategischen Gründen um das Gebiet gestritten haben, ist es der Überlieferung nach eher ruhig und beschaulich zu und her gegangen. Und doch hat es in der über tausendjährigen Geschichte auch sehr spannende Zeiten gegeben, von den Höhen und Tiefen der klösterlichen Kultur bis zum Aufstieg und Niedergang des Rittertums. Burgau gleicht mit seinen reizvollen Häuserzeilen und seinem ganz besonderen Charme einem mittelalterlichen Städtchen und gehört als Schutzobjekt von nationaler Bedeutung zu den einzigartigen historischen Sehenswürdigkeiten in der Ostschweiz.
Der Weiler hat ein bäuerlich-kleinstädtisches Gepräge mit fast allen Haustypen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Der meistvorhandene Baustil in Burgau ist der «offene, verschindelte oder vertäferte Strickbau mit Holz- oder Steinausfachung», wie das in der Fachsprache heisst. Der Strickbau ist eine alte Bautechnik, bei der massive Holzbalken nach dem Baukastensystem zu tragenden Wänden übereinandergeschichtet werden.

Reiche Geschichte

Der Weilername «Burgau» hat sich seit 1363 nicht mehr verändert. Woher der Name stammt und was er genau bedeutet, hat aber bis heute nicht eindeutig geklärt werden können. Es gibt ganz verschiedene Deutungen, wie zum Beispiel «wehrhafter» oder «geschützter Weiler», «Weiler am schützenden Berg» oder «Burgwiese». Vor allem der Namensteil «Burg» beinhaltet für die Historiker noch ein ungelöstes Rätsel. Es ist unklar, ob mit «Burg» tatsächlich eine Burg oder nicht doch eher ein Berg gemeint ist. Denn es ist urkundlich erwiesen, dass der Name «Burgau» schon im 9. Jahrhundert existiert hat. Das sind mindestens 100 Jahre vor der ersten Wehranlage und möglicherweise sogar 200 Jahre bevor die eigentliche Burg erbaut worden ist.
Nach den überlieferten Aufzeichnungen hat erst ab dem 11. Jahrhundert eine mächtige Burg zum Weiler gehört. Die Burg ist ein paar hundert Meter nördlich des Dorfes über der Glatt gestanden und ist im Mittelalter der kriegerischen Auseinandersetzungen ein wichtiges Bollwerk der Abtei St. Gallen gegen die Grafen von Toggenburg gewesen. Später ist die Burg der Stammsitz des Rittergeschlechts «Gielen von Glattburg» gewesen. Im Jahre 1485 ist die Burg wegen einer ungerechtfertigten Gefangennahme eines Burgauer Bauern von den erzürnten Burgauer zusammen mit Flawilern überfallen, abgebrannt und teilweise zerstört worden.

Gerichtssitz

Burgau war ursprünglich ein Niedergericht, das eine ganze Reihe von kleineren Vergehen selber aburteilen durfte. Neben Bussen und Strafen ist auch über das Schicksal von Leibeigenen entschieden worden.

Die Burg ist nicht mehr aufgebaut worden und heute erinnern im Wald nur noch ein paar versteckte Mauerreste an die einst stolze Glattburg. Burgau ist schon seit uralten Zeiten von zahlreichen freien Vogtleuten bewohnt gewesen und hat auch schon früh eine eigene Gerichtsbarkeit gehabt. Es ist ein Niedergericht gewesen, das eine ganze Reihe von kleineren Vergehen hat selber aburteilen dürfen. Neben Bussen und Strafen ist auch über das Schicksal von Leibeigenen entschieden worden.
Mit einem Gerichtsentscheid vom 1449 ist zum Beispiel die Margrete, Ehefrau von Hans Sprenger von Flawil und Leibeigene des Klosters Magdenau, gegen die Ehefrau von Uoli Schuoli aus dem Näckertal und Leibeigene des Gotteshauses St.Gallen, eingetauscht worden. Im Jahre 1469 sind die Herrschafts- und Rechtsverhältnisse in der Burgauer Offnung festgelegt worden, was damals so etwas wie eine Gemeindeordnung gewesen ist. Dazu haben Vorschriften über die Steuern und Abgaben, über die Viehhaltung und den Landbau, über Pfändungen und das Vertragswesen gehört.

Weitere Informationen sind auf der Homepage des Burgauer Einwohner-Vereins zu finden: https://burgauerverein.jimdo.com/

Hirschen Oberglatt

Ein Spaziergang vom Bahnhof Flawil über die Burgau bis nach Oberglatt lohnt sich immer. Nach der Besichtigung der Burgau, folgt ein Geheimtipp: ein Abstecher zum Hirschen Oberglatt. Der Hirschen Oberglatt kann durchaus als eines der Wahrzeichen von Flawil bezeichnet werden. Das in der Zeit von 1771 bis 1777 vom Textilfabrikanten Johann Egli erbaute Herrschafts- und ehemalige Gasthaus zum Hirschen ist einer der bedeutendsten Profanbauten der Ostschweiz! Der hohe Grad an original erhaltener Substanz macht das Gebäude zu einem einzigartigen Zeugen spätbarocker Baukultur.
Lange Zeit diente dieses Gebäude als Brauerei und als Gasthaus. Die enormen Gewölbekeller und der rückwärts in den aufsteigenden Hang eingegrabene Keller, in welchem Eis gelagert wurde, belegen diese einstige Funktion.
In Flawil erinnert man sich noch an das legendäre Gasthaus Hirschen, wo die beiden Schwestern Annie und Maria Hugentobler bis ins hohe Alter die Gäste bewirteten. Früher speiste man in den edlen getäferten Stuben des ersten Stockwerkes, zuletzt wurde nur noch im Parterre gewirtet.